von Stefan Tacke
Wettkampfmannschaft
Schwimmen Lernen – ein Luxus?
Spritzendes Wasser, ein kleines Lächeln im Gesicht des Trainers und das Geräusch von vielen schnaufenden Menschen. So ist die Atmosphäre, welche man bei einem Schwimmtraining im Schwimmverein Neptun Breisgau e. V. (SVNB) wahrnimmt. Schon nach wenigen Sekunden gibt der 42 Jahre alte Trainer Jens Poppe die nächste Übung an. Diese beinhaltet solch einen Umfang, dass ein Nicht-Schwimmer nach nur wenigen Minuten aus dem Wasser gezogen werden müsste. Die Pause ist zu Ende und die Schwimmer fangen noch mit vollem Enthusiasmus an zu schwimmen.
„Das Schwimmen wird immer unbeliebter und unbekannter für Kinder“, meint Jens Poppe.
Diese Wahrnehmung teilt auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Statistiken zufolge haben 43 % der Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren keine bis eine eher schlechte Schwimmkenntnis. Ein Grund dafür sind neben der Corona-Krise und dem Russland-Ukraine Konflikt das Einkommen einiger Familien. Viele Familien haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, ihre Kinder bei Schwimmkursen anzumelden. Und das Schulschwimmen kann aufgrund des Lehrermangels nicht ausreichend ausgeführt werden.
Im Jahr 2021 berichtet die DLRG von über 299 Todesfällen in öffentlichen Gewässern und im Jahr 2022 von mindestens 355 Todesfällen – mit einer wachsenden Tendenz.
Im Sekundentakt ist das Geräusch vom klatschenden Wasser zuhören, welches durch die Rollwänden gegen die Wand spritzt. Der am Anfang noch spürbare Enthusiasmus hat sich in rote Gesichter verwandelt.
„In meinen 36 Jahren als Leistungsschwimmer habe ich öfter miterleben müssen, wie Menschen sich wegen ihrer mangelnden Schwimmkenntnisse in Gefahr gebracht haben. Hierbei reden wir nicht nur von wenigen Vorfällen. Im Sommer hat die DLRG öfter den Auftrag bekommen, Menschen aus Seen zu retten, weil sie nicht in der Lage waren, sich selbst zu retten. Bei solchen Vorfällen hat oft der Alkohol oder die Überschätzung der eigenen Kräfte eine Rolle gespielt.“
Wenn man selbst einen Ertrinkenden sieht, gibt es mehrere Wege diese Person zum Ufer zu bringen. Eine der praktischsten Methoden heißt Achselschleppgriff. Hierbei greift der Retter dem Ertrinkenden mit beiden Armen durch die Achselhöhlen. Dabei befinden sich beide auf dem Rücken und der Retter kann sich selbst und den Ertrinkenden durch Beinschläge aus dem Wasser ziehen.
Nach sieben Minuten kommen die Schwimmer endlich zum Ende ihrer Übung.
Beachtenswert ist, dass das Breisgauer Schwimmteam sehr ähnlich auf Jungen und Mädchen aufgeteilt ist. Jedoch gibt es keine jüngeren Personen als 13-Jährige. Auch wenn es sich bei diesem Training um Leistungsschwimmer handelt, ist die Attraktivität von Schwimmen als Wettkampfsport weit hinter der von Fußball.
Die Schwimmer kommen aus dem Wasser und einige können schon erahnen, was auf sie zukommt. Aus dem Wasser hört man „Ja! Endlich machen wir Staffeln!“ und nach einer schnellen Aufteilung der Gruppen können die Staffeln beginnen. Es ist erstaunlich zu sehen, wie sehr diese Menschen für Ihren Sport leben. Eine Stunden zuvor hatte die Fördergruppe ihre Trainingszeit im Haslacher Hallenbad, wodurch man den Unterschied der Zuneigung von den Menschen zu diesem Sport sehr gut erkennen kann. Während des Ausschwimmens spricht der Trainer über mögliche Lösungen, welche Hilfen könnten mehr Menschen zum Schwimmen lernen zu bringen.
„Schulen und Schwimmvereine könnten eine Kooperation miteinander führen. Dabei überlassen die Schulen den Vereinen das Schwimmlehren, da es sich in einem Verein um fachkompetente Trainer handelt, welche den Kindern das Schwimmen besser beibringen können.“ Die Hoffnung, dass immer mehr Kinder schwimmen lernen, ist vorhanden, doch bis das erreicht ist, muss noch vieles passieren.
Geschrieben von: Garnik Nanijanyan, Droste-Hülshoff-Gymnasium, Freiburg im Breisgau, 2023